Transparenz

Zu wissen, wo eure Kleidung hergestellt wird und wer sie hergestellt hat, ist ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Transparenz in den Lieferketten ist der erste Schritt zu besseren Arbeitsbedingungen, aber nicht die Lösung. Marken, die Daten über die von ihnen genutzten Fabriken offenlegen, sind nicht besser als Marken, die dies nicht tun. Es bedeutet nicht, dass die Löhne oder andere Arbeitsbedingungen besser sind. Es macht es nur etwas leichter, die Verantwortung für Arbeitsrechtsverletzungen festzustellen. Die Vielzahl von Marken zu kennen, für die eine Fabrik produziert, kann den Unternehmen zudem dabei helfen, für die Lösung von Arbeitsrechtsproblemen zusammenzuarbeiten.

"Transparenz muss der Eckpfeiler jeder ernsthaften Bemühung von Unternehmen sein, eine Lieferkette aufzubauen, die frei von Menschenrechtsverletzungen ist"
Aruna Kashyap, leitende Beraterin für Frauenrechte bei Human Rights Watch

Im Jahr 2016 schlossen sich neun Arbeits- und Menschenrechtsorganisationen zu einer Koalition zusammen, um für Transparenz in den textilen Lieferketten einzutreten, indem sie alle Bekleidungs- und Sportbekleidungshersteller aufforderten, den Transparency Pledgezu unterzeichnen. Ziel ist es, der Bekleidungsindustrie zu helfen, einen gemeinsamen Mindeststandard für die Offenlegung der Lieferkette zu erreichen, indem die Unternehmen dazu gebracht werden, standardisierte, aussagekräftige Informationen über alle Fabriken in der Herstellungsphase ihrer Lieferketten zu veröffentlichen.

Es ist ermutigend, dass immer mehr Modeunternehmen darüber berichten, wo und wie ihre Kleidung hergestellt wird. Immer mehr geben Produktionsstandorte bekannt und unterzeichnen die Transparenzverpflichtung Transparency Pledge. Es gibt jedoch immer noch zu viele Unternehmen, die sich weigern– und selbst die fortschrittlichsten Unternehmen legen immer noch nicht ihre gesamte Lieferkette offen. Vielmehr verbergen sie ihre mangelnden Fortschritte hin zu einem Existenzlohn hinter vagen Versprechungen, statt überprüfbare, objektive Informationen zur Verfügung zu stellen.

Was verstecken sie? Kein Unternehmen veröffentlicht klare Informationen darüber, wie viel die Arbeiter*innen verdienen oder darüber, wie sie konkret sicherstellen können, dass ihre Zulieferer den Arbeiter*innen einen existenzsichernden Lohn zahlen können. Weiter unten in der Lieferkette herrscht ein fast vollständiges Informationsdefizit. Die Situation von Subunternehmen, Heimarbeiter*innen, Arbeiter*innen, die Rohstoffe anbauen oder weiterverarbeiten, liegt völlig im Dunkeln.

"Wir haben noch nie schriftlich gesehen, welche Preise die einkaufenden Unternehmen wirklich zahlen. Der Fabrikdirektor sagt immer, dass wir Verlust machen. Seiner Meinung nach sollten wir noch mehr arbeiten und beschimpft uns als faul und dumm."
Eine Arbeiterin aus Kroatien

Wir fordern, dass Unternehmen es besser machen: Sie sollen zeigen, wie sie auf einen existenzsichernden Lohn hinarbeiten und diese Informationen öffentlich machen. Wir fordern außerdem, dass die politischen Entscheidungsträger*innen gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen. Ein Mindestmaß an Transparenz sollte für alle Unternehmen obligatorisch sein, das sie natürlich ausbauen können. Nur so können die Unternehmen ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen, und nur so können sie auf lange Sicht das Vertrauen der Konsument*innen erhalten.

Über das Versprechen hinausgehen

Seit es den Transparency Pledge gibt, hat die Transparenz der Lieferkette in der Bekleidungsindustrie enorm zugenommen. Dutzende von Unternehmen veröffentlichen jetzt die Namen, Adressen und andere Details ihrer Zulieferbetriebe. Aber dies ist nur ein Anfang. Bekleidungsmarken, die es mit ethischen Lieferketten ernst meinen, können und sollten mehr tun. Eine Handvoll Unternehmen hat damit begonnen, tiefere Stufen ihrer Lieferkette offenzulegen, darunter auch Informationen über die Produktion von Rohstoffen. Aber der Transparency Pledge ist nur eine Untergrenze, über deren Forderungen die Unternehmen hinausgehen sollten. Um die Voraussetzungen für Veränderungen in der Bekleidungsindustrie zu fördern, müssen sie mehr Informationen über die Fabriken in ihrer Lieferkette sammeln und veröffentlichen.

Das Ende der Lieferkette

Wir wollen, dass Marken ihre Zulieferer fragen, wie und wo Frauen und Wanderarbeiter*innen arbeiten, und wo die niedrigsten Löhne gezahlt werden. Dies wird das Machtungleichgewicht in ihrer Lieferkette deutlich machen – ein erster, wichtiger Schritt auf dem Weg zur Verbesserung.

Gewerkschaften

Wir wollen, dass Unternehmen ihre Zulieferer fragen, ob die Fabriken Gewerkschaften oder Arbeiter*innenkomitees haben. Meistens habe wir keinerlei Auskunft darüber, ob die Menschen, die unsere Kleidung herstellen, eine Stimme haben. Wir wollen mehr Informationen darüber, wer in der Lieferkette Macht hat.

Lesbare Daten

Wir wollen, dass Marken die Daten über ihre Lieferkette in einem Format veröffentlichen, das zur weiteren Nutzung geeignet ist. Es sollte Standard sein, maschinenlesbare Informationen über alle Produktionseinheiten und Verarbeitungsanlagen zu liefern. Die Marken müssen herunterladbare CVS- oder JSON-Daten zur Verfügung stellen..

Transparenz für die Verbraucher*innen

Wir wollen, dass Regierungen die Transparenz über Produktionsbedingungen von Kleidung erhöhen, damit Bürger*innen besser informiert und bewusster einkaufen können. Wir wollen, dass man auf den Hang Tags genau nachlesen kann, wer das Kleidungsstück hergestellt hat. Wir wollen außerdem die Sozial- und Nachhaltigkeitskriterien des EU-Umweltzeichens verbessern, um Lohnmissbräuche aufzeigen zu können.

Mehr Informationen über unsere Transparenzkampagne.